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    Systemisches Arbeiten im Kopf: Soziales Panorama

    Gelungene Beziehung beginnt im Kopf – Gedanken zur Arbeit mit dem Sozialen Panorama

    „Meine Freundin ist mir wirklich nahe!“, „Meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stehen absolut loyal hinter mir!“, „In meiner Abteilung habe ich 15 Kollegen unter mir!“, „Der mächtige Einfluss meines Vorgesetzten steht mir vor Augen!“, „Ich fühle, dass mir meine Eltern den Rücken stärken!“, „Mein Partner hat sich weit von mir entfernt!“… Diese und ähnliche Aussagen, die Sie aus Ihrem alltäglichen Sprachgebrauch kennen, lassen uns schon etwas davon ahnen, dass sich die Qualität von Beziehungen räumlich wahrnehmen und damit auch darstellen lässt. Dieses Wissen, um ein subjektives, räumliches Empfinden von Beziehungen zu Menschen und der damit verbundenen subjektiven Beziehungs-Qualität macht man sich – wie in der systemischen Arbeit – in der Arbeit mit dem Sozialen Panorama nach Lucas Derks zu nutze.

    Die Qualität und Dynamik der subjektiven Erfahrung von Beziehungen in Partnerschaft, in Familien, in Freundeskreisen und Vereinen sowie in Teams, Gruppen und Organisationen sind ganz eng verknüpft mit der Vorstellungskraft der Akteure. Das heißt, meine subjektive Repräsentation (Vorstellung, im Sozialen Panorama „Personifikation“ genannt) einer Person bestimmt über die Qualität der Beziehung, über Gelingen und Misslingen, über die Art und Weise des Kontaktes.

    Vielleicht probieren Sie es einfach aus und schließen Ihre Augen mit der Vorstellung: „Alle Menschen dieser Welt umgeben mich!“ Lassen Sie sich für diese Vorstellung Zeit. Und Sie werden dabei entdecken können: Manche sind mir nahe und klar zu erkennen, andere weit weg, verschwommen, viele verschwinden fast im Horizont. Aus diesen vielen Menschen dieser Erde treten einige in meinen Fokus: einzelne Personen wie der Partner, die Partnerin, die Eltern, Kinder, Kolleginnen und Kollegen. Wieder einzelne bilden Gruppen und nehmen in meiner inneren Landkarte einen gemeinsamen Platz ein. Die Vorstellung von den Personen und Gruppen kann sich unterscheiden in Nähe und Distanz, aber auch in der Größe, in Farbe, Helligkeit, Klarheit.

    Die Plätze dieser Personen, ihre Größe und die Farbqualität (im NLP: Submodalitäten) haben für den/ die Betrachterin eine subjektive Bedeutung, die beeinflusst. Chancen für die Veränderungsarbeit im Sozialen Panorama liegen nun genau darin: Durch das Verändern der Plätze, die Arbeit an Größe und Farbe der einzelnen Repräsentationen sowie damit verbundener Ressourcearbeit verändert sich auch die subjektive Qualität der Beziehung. Gleiches gilt für die Arbeit am Selbstbild, das auch einen Platz im Sozialen Panorama hat.

    Einige Beispiele können dies verdeutlichen:

    1. Beispiel: Eine Mitarbeiterin in einem mittelständischen Unternehmen, die noch nicht lange im Betrieb ist, sucht Unterstützung im Coaching. Das Problem, für das sie Hilfe sucht, beschreibt sie folgendermaßen: „Ich kann gar nicht verstehen, was mit mir los ist. In meiner früheren Firma habe ich eng mit meinem direkten Vorgesetzten gearbeitet. Unsere Zusammenarbeit war partnerschaftlich. Wir wussten, wir stehen nebeneinander und unterstützen uns gegenseitig. Jetzt ist es ganz anders. Mit meinem neuen Chef komme ich nicht zusammen, ich fühle mich von ihm ständig herausgefordert und konfrontiert, ohne zu wissen, worum es eigentlich geht. Und dabei verliere ich den Überblick über meine Aufgaben und kann mich nicht mehr – ganz im Gegensatz zu früher – organisieren und effektiv arbeiten.“ Im Coaching stellt sich heraus, dass sie ihren neuen Chef ständig vor Augen hat, d. h. das Bild vom Chef („Personifikation“ des Chefs) steht ihr übergroß vor Augen und blockiert sie in ihrem professionellen Handeln. Sie verliert darüber den Blick auf das Wesentliche. Gleichzeitig weiß sie genau aus der früheren Erfahrung, dass gute Zusammenarbeit für sie damit verbunden ist, dass sie den Vorgesetzen neben sich weiß („Referenzpersonifikation“ – „So wär’s gut!“). Eine Möglichkeit der Veränderungsarbeit im Sozialen Panorama ist nun die Veränderung des Platzes (Verschieben an einen anderen Ort, Veränderung der Größe der Personifikation, Farbveränderung) der Problempersonifikation hin zur Referenzpersonifikation. Unterstützt wird diese Veränderung des Platzes der Problempersonifikation durch die Würdigung des Verhaltens der Problemperson und das Einfüllen von fehlenden Ressourcen. Diese Veränderungsarbeit bewirkt eine andere Perspektive auf die Situation und erweitert den Handlungsspielraum. Die Coachee war wieder in der Lage, gelassen und mit einem professionellen Blick auf die Herausforderungen in ihrer Arbeit zu blicken und diese selbstverantwortlich anzupacken, zu agieren und zu reagieren.
    2. Beispiel: Der Supervisand klagt: Er fühlt sich in seinem Team übersehen, übergangen, nicht wahrgenommen. Seine Ideen werden nicht gehört, seine Kompetenzen nicht geachtet, egal, was er auch anbietet, irgendwie hat er immer das Gefühl, dass seine Mitarbeit unwichtig ist und er nicht das einbringen kann, was wirklich Seines ist. Der Blick auf die Selbst-Personifikation zeigt in der Supervision, dass er von sich selbst ein kleines Selbstbild hat, das dazu noch relativ weit entfernt ist. Die Würdigung der persönlichen Kompetenzen und Ressourcen und der damit verbundenen Möglichkeiten, die er in seine Arbeit einbringen kann, sorgt für eine Vergrößerung, eine farbliche Veränderung (hell, strahlend) sowie eine Annäherung der Selbst-Personifikation. Erstaunt berichtet er in der nächsten Sitzung, dass er im Teamgespräch neue Akzente setzen konnte und ihm die Verantwortung für ein neues Projekt übertragen wurde.

     

    Die Arbeit mit dem Sozialen Panorama umfasst eine Fülle an Möglichkeiten für Supervision, Coaching und Psychotherapie und dabei geht es in der Regel um die Veränderung eigener innerer Bilder, die das Handeln beeinflussen. Mit der Arbeit am Familienpanorama lassen sich Kernthemen, die sich in viele unterschiedliche Bereiche hineinziehen bearbeiten. Zu den Repräsentationen anderer Personen und des eigenen Selbst kommen in der Arbeit mit dem Sozialen Panorama u. a. auch die Repräsentation eigener Persönlichkeitsanteile (Persönlichkeitspanorama) sowie spiritueller Vorstellungen (Spirituelles Panorama).

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