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    Gemeinsam ins Bett – der kleinste gemeinsame Nenner wird manchmal totlangweilig

    Bild von Jess Foami auf Pixabay

    Sie: „Ich kann es gar nicht glauben, dass er wegen sowas so einen Aufstand macht. Was soll das? Nur weil ich eine Stunde früher ins Bett gehe, bekommt er die Krise.“

    Er: „Darum geht´s doch gar nicht. Ich merke doch schon lange, dass etwas nicht stimmt. Irgendwas passt dir nicht mehr und das bringt mich zum Nachdenken.“

    Paarcoaching kurz umrissen: Der IST-Zustand
    Seit 14 Jahren sind sie zusammen: Mike und Jeanette. Und seit 14 Jahren lieben sie sich. Kinder haben beide keine. Sie hatten vor 9 Jahren geheiratet, Haus gebaut und konnten ihr Leben genießen. Beide gehen miteinander ins Fitnessstudio nach der Arbeit oder sie machen etwas anderes gemeinsam. Am Abend sind sie meistens nach dem gemeinsamen Kochen und Abendessen noch vor dem TV, schauen fern oder gucken einen Film. Dann gehen sie gemeinsam ins Bett. An den Wochenenden unternehmen sie etwas gemeinsam und reisen viel. Alles in bester Ordnung.

    Aber nun geschieht plötzlich Veränderung: Seit einiger Zeit geht Jeannette eine Stunde früher ins Bett. Sie macht sich einen schönen Tee, küsst Mike noch und sagt: „Ich geh schon mal ins Bett.“

    Mike ist irritiert. Er liegt allein auf der Couch und versteht nicht, was da gerade los ist. Neulich hat sie ihn auch schon mal nicht mitnehmen wollen, als sie früher als er mit ihrer Freundin ins Fitnessstudio ging. Gibt es dort vielleicht einen anderen Mann, den sie treffen will? Und was macht sie eine Stunde früher im Bett? Chattet sie mit jemandem? Wieso will sie ihn nicht dabeihaben? Schaut sie vielleicht Pornos (Mike hat das nämlich schon mehrfach gemacht, wenn er früher zuhause war)? Will sie allein sein, weil sie was plant? Vielleicht plant sie die Trennung? Sex haben sie auch kaum noch…

    Viele Gedanken gingen Mike durch den Kopf, weil Jeanette eine Stunde früher ins Bett geht.

    Und es wirkt schon etwas skurril, was das Ganze auslöst.

    Paarcoaching kurz umrissen: Das Anliegen und der Auftrag
    Mike wollte das Coaching. Er war einfach beunruhigt und vor allem, weil kaum ein Paar aus ihrem Freundeskreis so lange zusammen war. Überall kriselte es und ganz häufig gab es Trennungen. Und er versteht es nicht, denn es passt doch alles. Er möchte das einfach besser verstehen und mehr Klarheit haben. Für Jeanette kam das Anliegen zum Paarcoaching nicht ungelegen, denn sie meinte, es sei ein wunderbarer Ort, um mal Dinge auszusprechen, die sonst zum Streit führen würden, weil Mike einfach immer sehr harmoniebedürftig ist. So sah sie ihn also.

    Der gemeinsame Auftrag war, das alles einfach mal anzuschauen, um die Krise nicht zu vertiefen, sondern anders umzugehen, wie die meisten ihrer Freunde. Sie wollten einfach verstehen, was da gerade abgeht und auf die zukünftige Alltagsgestaltung schauen.

     

    Paarcoaching kurz umrissen: Was steckt denn dahinter?
    Eigentlich wollte Jeanette schon immer nicht so gerne so lange Fernsehschauen, sondern früher ins Bett. Wege Mike schaute sie einen Film mit ihm und blieb vor dem TV auf der Couch. Es war ja auch sehr heimelig und kuschelig mit ihm und sie genoss es.

    Und Mike wollte eigentlich Mike schon immer länger aufbleiben. Er hätte gerne noch mehr Filme bei Netflix geschaut, aber wegen Jeanette ist er früher ins Bett gegangen. Es war ja auch ok für ihn, zumal er sich sonst viel zu wenig Schlaf gegönnt hätte und er ja auch einen anstrengenden Job hat.

     

    Also?

    Beide hatten aufeinander Rücksicht genommen. Jeannette blieb etwas länger auf und Mike ging etwas früher ins Bett.

    Sie trafen sich also in der Mitte – sozusagen im kleinsten gemeinsamen Nenner.

    Ist doch auch ok oder nicht?

    Einerseits ist natürlich alles ok, was beiden guttut. Andererseits verzichtet der eine für den anderen – also für das Gemeinsame – auf sein eigenes individuelles Bedürfnis. Das Gemeinsame hat also Vorrang. Das ist doch auch schön, oder etwa nicht? Vor allem in der Verliebtheitsphase ist das ja auch „ganz normal“, man schwelgt sowieso im Gemeinsamen. Dann lernt man sich noch mehr und mehr und näher kennen. Man weiß, was der andere mag und was die andere nicht mag. Man kommt seinem:r Partner:in entgegen und verzichtet auf eigene Bedürfnisse.

    Und das geht solange gut, bis einem:r der „kleinste gemeinsame Nenner“ zu eng wird. Dann wird ausgebrochen. Manchmal ist es ein:e andere:r Liebhaber:in, manchmal sind es eigene Abenteuer, die man alleine machen will, manchmal ist es die Trennung und jede:r geht eigene Wege. Und der/ die andere versteht die Welt nicht mehr. Und manchmal ist es lediglich eine Stunde früher ins Bett zu gehen, mit einer Tasse Tee. Erstaunlich was das alles auslösen kann, oder nicht?

     

    Paarcoaching kurz umrissen: „Das Ich rächt sich am Wir!“
    Immer wenn das Ich zu kurz kommt, weil das Wir hochgehalten wird, wird es irgendwann rebellieren. Das wie ist unterschiedlich. Das eigene persönliche Profil nicht zu verlieren, nicht aufzugeben, obwohl man sich liebt und auf das gemeinsame schaut, das ist eine Reifeaufgabe. Beides zu können, bindungsbezogen und autonom zu sein, also auf die Beziehung zu schauen und gleichzeitig auf das Ich, das differenziert das Ich aus, das entfaltet das Ich. Wenn beide das zulassen, wird es weiter und die einzelnen Profile bekommen Würdigung und können sich ausgestalten, ohne das Wir deshalb anzugreifen. Die Arbeit genau daran, nennt man dann auch differenzierungsbasierte Therapie oder differenzierungsbasiertes Coaching. Es geht also nicht nur um das „gegenseitige sich verstehen“ und „das Anpassen an den anderen“, sondern auch um das sich so sein lassen, und das Profil des anderen nicht zu vernebeln, sondern profilstark sich ausdifferenzieren zu lassen.

    Und gerade auch bzgl. des eigenen erotischen Profils macht das Sinn und ist für viele doch schwer, dies zuzulassen. Zudem ist es ja auch tabuisiert und darf für viele nicht enttabuisiert werden. So denkt so mancher: „Sex macht man einfach“ und er soll am besten hollywoodlike „funktionieren“. Aber das ist nochmals ein anderes und sehr eigenes, aber interessantes Thema: Was bedeutet „differenzierungsbasiert“ in Bezug auf Intimität und sexuellem Begehren? Was bedeutet es anzuerkennen, dass die beteiligten Partner unterschiedliche erotische Profile haben und diese interessant zu finden, statt nur den kleinsten gemeinsamen Nenner zu sehen und zu leben? Diese spannenden Themen jedoch an einer anderen Stelle.

     

    Paarcoaching kurz umrissen: der „nicht-totlangweilige“ Ausgang
    Jeanette konnte Mike ihre Beweggründe darlegen, wieso sie früher ins Bett wollte. Mike konnte verstehen und zu sich selber stehen. Beide konnten sich würdigen und zugleich besser auf ihre eigenen Bedürfnisse achten. Sie konnten mehr Freiraum für jedes „einzelne Ich“ zulassen und verloren die Verbundenheit deshalb nicht. Im Gegenteil: beide meinten, „seit wir uns mehr Freiraum lassen, ist es wieder intensiver miteinander und wir spüren uns auch als Paar wieder mehr.“ Und erstaunlich fanden es beide, dass auch die Erotik wieder mehr einem prickelnden Spiel ähnelte, denn einem gewohnten Ablauf, der manchmal auch als Pflichterfüllung erlebt wurde. „Totlangweilig soll es nicht werden, sonst spüre ich mich nicht mehr lebendig“, meinte Jeanette.

    Auch so kann´s gehen und der Beziehung eine neue Wendung und einen neuen lebendigen Impuls geben. Beide haben sich getraut das Tabuisierte zu enttabuisieren und die eigenen Profilkarten auf den Tisch zu legen. Gut so!

     

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    Herzlich Willkommen
    Gerhard Gigler

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