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    „Die Angst vor dem freien Fall“

    … oder „Was hält mich im scheinbaren Nichts?“

    von Pfr. Heinrich Weber

     

    Das Thema Angst ist allgegenwärtig: Ich meine die Angst vor der Zukunft ganz allgemein, die Angst vor einer erneuten Wirtschafts- und Finanzkrise, die Angst vor den Fremden, die zu uns kommen …

    Diese Reihe ließe sich fast beliebig lang fortsetzen. Doch wer zu viel Angst hat, der kann letztlich das Leben nicht bewältigen. Er wirkt gehemmt und traut sich mit der Zeit nichts Neues mehr anzupacken.

    Eine der entscheidenden Lebensfragen ist deshalb: Wie kann ich mit meinen

    Ängsten fertig werden?

    Ein persönliches Erlebnis hat mir hier hilfreiche Impulse gegeben. Vor einiger Zeit bekam ich einen Tandemsprung geschenkt, den ich auch durchführte.

    Diese Erfahrung bot mir die Möglichkeit, mich mit meinen persönlichen Ängsten einmal ganz bewusst auseinanderzusetzen, aber auch mit der Art und Weise, wie diese bewältigt werden können – auch und gerade in Extremsituationen. Dabei möchte ich selbst mich durchaus eher als „Angsthase“ bezeichnen.

    Unter anderem ist mir folgendes aufgefallen: Wir haben meistens Angst vor den falschen Dingen. Denn das, was uns am meisten Angst macht, ist nicht unbedingt das, was am gefährlichsten ist. Dazu ein Beispiel: Sie erinnern sich gewiss noch an den 11. September 2001. Die Bilder, wie die Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers krachen, sind in unserem kollektiven Gedächtnis fest verankert. Was geschah? Kurz danach wurde das Fliegen als enormes Risiko wahrgenommen. Viele fuhren lieber mit dem Auto, als einen Fuß in ein Flugzeug zu setzen. Doch das war nicht wirklich sicherer! Denn in den zwölf Monaten nach dem 11. September ist die Zahl der tödlichen Autounfälle in den USA stark gestiegen. Das bedeutet konkret: Etwa 1.600 Amerikaner wollten das Risiko des Fliegens umgehen und sind stattdessen auf der Straße gestorben.

    In seinem Buch „Risiko – Wie man die richtigen Entscheidungen trifft“ beschreibt der Psychologe Gerd Gigerenzer dieses Phänomen als „Schockrisiko“. Er meint damit wie die eigene, individuelle Risikoeinschätzung auf unbewusste Ängste reagiert, die aber nicht unbedingt mit der tatsächlichen Gefahr etwas zu tun haben müssen.

    Entscheidend ist deshalb nicht nur die Frage, wie wir Risiken realistisch einschätzen können, sondern auch wie wir mit unseren ganz individuellen und subjektiven Ängsten umgehen und sie bewältigen können.

    Welche Möglichkeiten haben wir und welche spirituellen Ressourcen stehen uns hier zur Verfügung?

    Diesen Fragen möchte ich in nächster Zeit besonders intensiv nachgehen und diese vor allem beim Akademieabend am 5.3., um 19.00 Uhr bei Intaka thematisieren. Dazu möchte ich jetzt schon ganz herzlich einladen.

     

    Pfr. Heinrich Weber, Dipl. theol.
    Logotherapeut, NLP-Lehrtrainer (DVNLP)
    Heilpraktiker für Psychotherapie (HPG)

    Tipp der Woche: Gut für mich sorgen: Positive Erfahrungen verknüpfen

    Bei meinem Morgenspaziergang wurde mir heute bewusst, wie viele Erfahrungen ich mit bestimmten Wegstrecken und Orten verbinde und wie viele Erinnerungen auf dieser Wegstrecke, die ich lange nicht mehr gegangen bin, wach wurden.

    Wie gut, wenn wir in uns solche Erfahrungen speichern, zugänglich machen und sogar miteinander verknüpfen können. Bei einem Vortrag, den ich neulich gehört habe, gab es eine Einstiegsübung, die ich in dieser Woche als den aktuellen Tipp anbiete:

    Gut ist es, um die eigenen Ressourcen, Fähigkeiten und Erfahrungen zu wissen, die in uns stecken, quasi um die persönliche, innere Schatzkammer.

    Solche positiven Erfahrungen, die wir erleben oder aktiv erinnern, schütten den Botenstoff Dopamin aus. Dopamin hat den Effekt, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf alles denkbar Angenehme, Erfreuliche und Vergnügliche lenken, bündeln und uns vorwärts, voran, hin zur Erreichung unserer Ziele treiben und das mit Freude und positiver Energie.

    Nehmen Sie sich doch diese Woche einmal ein bisschen Zeit, um besondere Erfahrungen zu notieren und ergänzen Sie diese Liste von Zeit zu Zeit.

    Der Effekt: Das Wissen um diese Erfahrungen kann sich verknüpfen und so den Zugang zu den eigenen Ressourcen leicht und lustvoll ermöglichen.

    Eine ressourcereiche Woche wünscht das INTAKA-Team

    Überraschung

    Ein Frosch saß auf dem Brunnenrand,
    der Schlossfassade abgewandt,
    als die Prinzessin näher kam
    und zärtlich seine Froschhand nahm.

    „Dich, Frosch“, so sprach die Süße leis,
    „muss ich jetzt küssen wild und heiß,
    denn täuscht mich nicht die ganze Welt,
    steckt in dir drin ein großer Held!“

    Der Kuss geschah, und gleich darauf
    schoss eine hohe Flamme auf:
    Der Frosch stand stolz als Elch im Hof,
    die Maid – als Fröschin – glotzte doof.

    An neuer Lebensweisheit reich
    sprang traurig sie zum Gartenteich.
    Egal wie man es ausgeheckt,
    die Spannung bleibt, was drinnen steckt.

    aus: Rolf Stemmle, Der Mensch im Tier

    REFLEXIONS ABOUT SYSTEM CONSTELLATIONS IN MANAGEMENT CONTEXTS

    von Georg Senoner

     „It’s a poor sort of memory that only works backwards“

    Reflexions about System constellations in management contexts

    This remark (made by the Queen to Alice in Lewis Caroll’s novel “Through the looking Glass”) struck me while I was facilitating a Management Constellation seminar in Bogota last summer. Isn’t constellation work all about reframing the memory “that only works backwards” to make it work for the present and future?

    When we set up a constellation we ask the client to retrieve certain images from his memory and entrust them to a group of actors who perform a short play based on this subtle information. Like a director, the consultant instructs the actors to create new images on the scene that in turn activate other pieces of memory. The aim is to link these images to form a new meaningful story that works better as a script for the client’s present situation.

    You might well find this description too profane, and it certainly neglects many important aspects of constellation work, but I would still like to invite you to follow my prosaic reflections.

    The psychologist Daniel Kahneman[1] describes the working of the human mind as the interaction of two systems. System 1 operates automatically and quickly, with little or no effort and no sense of voluntary control. System 2 allocates attention to the effortful mental activities that demand it, including complex computations. The operations of System 2 are often associated with the subjective experience of choice, agency and concentrations. The concept of the two systems is quite similar to that of tacit and explicit knowledge but goes a step further in describing the operation of the human mind.

    System 1 influences our behaviour in two ways: a) supplying the information, impressions and feelings on which System 2 bases conscious choices, b) bypassing System 2 altogether and originating our spontaneous reactions. Several types of biases, which affect our decisions, flaw the working of System 1.[2]

    We can use system constellations as a formidable tool for representing the structures of System 1 so that System 2 can detect the bias and deliberately take (to some degree) control of our decisions and behaviours. By positioning the representatives on the scene we unveil (some of) the images that System 1 has memorised and associated with the issue we want to investigate. By moving the elements on the scene, we can develop alternative images and (hopefully) store the new version in our memory.

    System constellations can thus enhance our awareness of the way System 1 determines our behaviour and they can help us reframe and re-link the images stored in our memory.

    However, the business consultant who wants to use the instrument of a system constellation faces a number of challenging questions.

    An organisation is a very complex system. Unlike a family system, whose boundaries are clearly defined, a business organisation involves an enormous number of stakeholders like owners, employees, customers, banks and many more. Whereas in a family system we focus on the relationship between individual persons, in an organization what counts are the interactions between functions and roles, while the individual person can be easily replaced. Therefore it is not so much love, belonging and balance between give and take that determines the dynamics, but such agents as vision, strategy, values, structures, objectives etc.

    Vielen Dank für den Beitrag von Georg Senoner, Systemic Management Consulting
    http://www.sysmacon.com

    Weil Reden alleine nicht genügt – Coaching für die Innere Kriegerin

    von Heike Kellner-Rauch

    „Jetzt glaubt aber keiner von euch, dass da in einem drinnen kleine Wesen leben, reden und irgendwelche Sachen machen – Innere Teile sind eine Metapher!“ – so habe ich den halb lachenden, halb mahnenden Satz aus meiner NLP-Master-Ausbildung noch gut im Ohr. Und noch deutlicher erinnere ich mich an mein ehrliches Erschrecken: „Wie? Echt nicht?“. Natürlich nahm ich nicht wirklich an, in mir würden kleine Männchen agieren, die man etwa auf einem Röntgenbild sehen könnte. Wirklich nicht – aber die Arbeit mit Inneren Teilen entwickelte bei mir schon immer ein äußerst lebendiges Eigenleben: Da bekommen Seiten meiner Persönlichkeit ein Gesicht und prägen sehr eigenwillige Kommunikationsweisen aus, besetzen profilierte Rollen und kommen untereinander gut ins Gespräch – und für mich ist es meist erhellend (und manchmal durchaus unterhaltsam) ihnen zuzuhören. Ja: Ich bin viele – und ich bin gerne die Chefin meines Inneren Teams. Das ist eine Vorstellung, mit der ich lustvoll arbeiten kann. Sie kleidet mein Erleben in Bilder und macht es mir kommunizierbar und lebendig. So lebendig, dass ich mich immer wieder selbst daran erinnern muss, dass sie eine Metapher für die lebensgeschichtlich geprägten Seiten meiner Persönlichkeit sind, die je nach Situation ganz unterschiedlich präsent sind und jeweils ganz eigene Vorstellungen und Ziele vertreten. Sie kommen oft mit sehr typischen Emotionen und Glaubenssätzen daher und geben mir recht deutliche Handlungsimpulse. Nicht immer logisch nachvollziehbar und oft der linearen Sprache entzogen wollen sie etwas Gutes für mich.

    In der Arbeit mit Inneren Teilen mache ich mir wenig Gedanken über die neurologische Entsprechung dieser Vorstellung, sie sind für mich in Supervision und Coaching die sinnlich wahrnehmbare Verkörperung von Erfahrungen, Bedürfnissen und Zielen. Sie zeigen sich zum einen als kreative Individualisten, die ein Mensch auf seine ganz eigene Weise unter seinen ganz speziellen Bedingungen entwickelt hat. Als solche spielen sie in verschiedenen NLP-Formaten eine wichtige Rolle. Zum anderen kommen sie als vorgeprägte Typen, etwa als die zeit- und kulturabhängige „Funktionsträger“ diverser Coachingmodelle, zu Wort. Und schließlich verkörpern sie als archetypische Metaphern transpersonale Erfahrungen, die über die persönliche Erfahrung hinaus weisen. Ihre Narrationen und Bilder sind mehr als individuelle Konstruktionen zur Deutung des Erlebens, sie haben vielmehr Anteil an einem kollektiven – unbewussten – Wissen und nähren sich aus dem, was Menschen kultur- und zeitunabhängig gemeinsam haben. In der Auseinandersetzung mit diesen Oberflächenstrukturen archetypischer Erfahrung können Menschen in Kontakt kommen mit ihrem Ur-Eigenen. Die Idee von diesen Archetypen, mit denen gleichsam jeder Mensch geboren wird, ist alt – und für die systemische Arbeit immer wieder wichtig: „Wir sind eins.“

    Ein solches archetypisches Mitglied meines Inneren Teams ist die Kriegerin. Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch einen solchen Anteil in sich hat, in welche sprachliche Metapher er die dahinter stehende ur-menschliche Erfahrung auch immer kleidet.

    Ich verstehe die Innere Kriegerin als die kluge und mutige, entschiedene und entschlossene Grenzgängerin, die weiß, in wessen Auftrag sie dient und was sie schützt. Sie übt immer wieder ihre Waffen dafür einzusetzen: Um den Frieden im Innen und im Außen zu wahren und damit Kontakt zur Umwelt möglich zu machen führt sie das Schwert, das Insignium ihrer Macht und ihres Auftrags. Sie stellt sich den Herausforderungen des Lebens und ist bereit ihre Umwelt so zu gestalten, wie es (zu) ihr passt. Ihr geht es nicht um das Kämpfen um des Kampfes Willen, sondern um das Gestalten von Möglichkeiten. In diesem Sinn ist sie aggressiv. Und sie ist stolz und achtsam, friedfähig und aufrichtig. Und oft scheint es mir, dass sie eine schweigsame Frau ist, die zentriert auf der Grenze balanciert und zugleich dynamisch ausgerichtet ist auf das Ziel. Darin liegt ihre Kraft, das sind ihre „Waffen“: Die kreative Weltzugewandtheit und das konzentrierte Agieren sind die wesentlichen Kriegerinnenressourcen, ur-menschliche Fähigkeiten, die in jedem Menschen verkörpert sind – und die herausgelockt werden können.

    Das ‚Coaching für die Innere Kriegerin‘ öffnet einen Beziehungsraum, in dem eine solche Pro-Vokation möglich ist und den Menschen dabei unterstützt Ziele klären und Handlungsstrategien zu ihrer Verwirklichung zu entwickeln. Hier werden ur-menschliche und ur-eigene Fragen laut: Wofür stehe ich (ein)? Was ist mir wichtig und wertvoll? Wofür gehe ich bis an die Grenze – und lerne eben diese Grenze zu wahren und sie nur achtsam und in freundschaftlicher Absicht zu erweitern – im Innen wie im Außen? Was will ich denn eigentlich wirklich? Was ist mein Auftrag, den ich annehme und den ich verwirklichen will? Wie kann es gehen, meine Ressourcen einzusetzen um meine Ziele zu verfolgen und dennoch – oder gerade deshalb? – mit anderen Menschen in Kontakt zu sein, Konflikte zu leben und Lösungen kooperativ und zum Wohl des Ganzen zu schaffen? Es geht um Empowerment in einem nonverbalen Erkunden und Entdecken – um das Stärken eines Persönlichkeitsanteils auf einem hoch metaphorischen Level.

    „Coaching für die Innere Kriegerin“ verzichtet bewusst auf Pragmatismus und arbeitet erlebnisaktivierend, experimentell und mit einem an sich selbst archetypischen Medium: dem (Holz-)Schwert. Damit kommt es Themen entgegen, die sich selbst auch sprachlicher Eloquenz entziehen, die unfassbar und flüchtig sind, wie ein Schmetterling, der sich auf meiner Schulter niederlässt und sich nur in meinem Augenwinkel anschauen lässt: Sobald ich den Kopf bewege, um ihn genauer zu sehen, ist er weg. Die Metapher von der Inneren Kriegerin – und mehr noch vom Inneren Krieger – aktiviert als archetypisches Bild das Feld ur-menschlicher und ur-eigener Erfahrungen von Macht und Ohnmacht, von mutiger Selbstbestimmung und missbrauchender Gewalt, von Stolz und Stärke, von Scham und Mutlosigkeit. Erfahrungen, die sich oft der Sprache entziehen – sprachlos machen. Nun mag es eine hohe Kunst sein, Sprachlosigkeit auszuhalten und der Versuchung zu widerstehen, den Kopf dem Schmetterling zuzuwenden und staunend und schweigend vor dem Wunder zu stehen – und dennoch: Coaching kann genau da vor dem Verstummen bewahren und alternative Ausdrucksformen anbieten.

    Mehr dazu können Sie auf unseren Bildungs- und Coachingtagen vom 3. – 5. Oktober 2014 erfahren: www.intaka.de

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