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    Wieso Traumasensibilität so wich tig ist für Beziehungsdynamik

    Bevor Du dieses Themenblitzlicht liest, wäre es sinnvoll erst das vorherige Themenblitzlicht „Tabu: Beziehungsdynamik, Sexualität, Trauma“ zu lesen.

    Ich warte solange mal hier und guck mir solange mal dieses Bild an 🙂

    Es ist so wunderbar sich trösten zu lassen und getröstet zu werden, umarmt zu werden und wohlwollende Worte zu hören.

    Laut einer Studie der American Psychosomatic Society steigt allein bei einer 20-sekündiger Umarmung der Oxytocin-Spiegel merkbar an. Das Bindungshormon springt an und hinterlässt eine Emotion von Wohlgefühl. Ähnliche Effekte zeigen übrigens auch: mit Hund knuddeln, Baum umarmen, langsames Essen.

    Im Übrigen scheint die Identität als Mann oder Frau bei den Umarm-Effekten keine Rolle zu spielen. Zudem kann man mittlerweile mit Sicherheit sagen, dass Umarmungen auch schon vor 5000 Jahren in der Jungsteinzeit „in“ waren. Vertrauen, Zuneigung, Sicherheit wird vermittelt, lassen uns gut durchatmen und tun uns so gut.

    Aus der Sexualtherapie gibt es eine bekanntes Übungssetting dazu und das beginnt mit: „Umarmen bis zum tief durchatmen“ und dabei vielleicht noch in die Augen schauen, das wäre schon eine Steigerungsstufe. Wie wunderbar, wenn auch langjährige Paare das noch können, oder Freunde, oder Sexualpartner:innen.

    Schmerz soll vermieden werden

    Und manche können nicht umarmen und es ist schwierig und manchen viel zu nah – auch in Partnerschaften gibt es die „Nicht-Umarmer:innen“ und die „Nicht-Küsser:innen“. Und alles ist ok und erlaubt. Es geht hier keinesfalls um eine Norm, wie es sein soll – die gibt es nicht und das ist gut so. Es geht einfach um die Vielfalt im menschlichen Verhalten und um das was dem einzelnen gut tut und manchmal ist genau das das schwierige in Paarbeziehungen, weil uns eben unterschiedliches gut tut. Und genau an diesen Stellen macht es Sinn zu reflektieren.

    Wenn das also so ist, wie im vorherigen (oben erwähnten) Blog-Artikel beschrieben, dass Sex die eigenen unbewussten Gefühle entkleidet, dann wird es schon viel deutlicher, wieso Traumasensibilität für Beziehungsdynamik und auch für Sexualität so wichtig ist.

    Denn dann ist auch klar, dass bestimmte Muster den guttuenden Gefühlsfluss blockieren können.

    Sogenannte Traumafolgestörungen wollen nämlich eins: die Gefühle, die Schmerz verursacht haben, vermeiden. Dafür gibt es arg viele und wirkmächtige Strategien in unserem Organismus. Unser Nervensystem tut viel, um sich darauf einzustellen und hat sich sozusagen vielfältige Vermeidungsstrategien gemerkt, damit es nicht mehr so weh tut. Die Nebenwirkung: ich spür eben manches nicht mehr. Kurzfristig bei Schmerz ist das wunderbar und gut. Langfristig ist das für ein genussreiches Leben weniger gut. Vor allem dann, wenn man dabei immer in abhängigen Mustern hängen bleibt – von damals, von dort, von denen!

     

    Wer gut allein sein kann,
    kann freier lieben!

     

    Nun kann der Partner oder die Partnerin, die Vermeidungsstrategien unterstützen – weil man dem anderen ja nicht weh tun will.

    Das ist natürlich ein großer Vorteil, wenn man sich gut kennt.

    Der Nachteil: Man unterstützt sich gegenseitig im Vermeiden und lebt sich nicht mehr ganz. Vielleicht lässt man einzelne Teile sogar absterben, damit schmerzende Verletzungen vermieden werden. Der Preis kann jedoch hoch werden: fehlende Lebendigkeit.

    Je abhängiger beide Partner/innen voneinander sind, desto größer ist die Gefahr ins Vermeiden zu gehen. Je autonomer ich bin, je besser ich auch mit mir selbst zurechtkomme, mich selber bestätigen kann, desto freier kann ich lieben.

    Traumasensibilität kann also heißen, dass alte Verletzungen nicht – „auf Teufel komm raus“ – totgeschwiegen, sondern integriert werden dürfen, dass auch unbeliebte Gefühle im Arm des Partners liegen dürfen, dass Liebe nicht nur rosarot ist und Wertschätzung auch die Emotionen miteinschließt, denen man am liebsten nicht in die Augen sehen möchte.

     

    Gerhard Gigler

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