Wie Perspektivwechsel unsere Sicht auf die Welt verändert
Wahrnehmung und Perspektivwechsel
von Christine Seufert
Malaysia Yoga Kopfstand Green – Kostenloses Foto auf Pixabay
Wahrnehmung ist ein zentrales Thema der Psychologie und Philosophie und beeinflusst unser gesamtes Leben. Sie beschreibt den Prozess, durch den wir Informationen aus unserer Umwelt mittels unserer Sinne (Sehen, Hören, Fühlen und Bewegen, Riechen und Schmecken – VAKOG), aufnehmen und interpretieren. Doch Wahrnehmung ist weit mehr als nur ein Aufnehmen von Reizen – sie wird beeinflusst von Erfahrungen, Erwartungen, Emotionen und Überzeugungen. Ein Perspektivwechsel, also das bewusste Einnehmen eines anderen Blickwinkels, eröffnet neue Einsichten, fördert Empathie und kann unser Handeln und Denken grundlegend verändern.
Damit arbeiten wir im NLP. Und das ist faszinierend und eröffnet neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten, die ich bisher nicht wahrnehmen konnte.
Schauen wir zuerst auf die Grundlagen der Wahrnehmung: Jeder Mensch erlebt die Welt auf individuelle, sehr persönliche Weise. Unsere Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten, Fühlen und Bewegen – bilden die Schnittstelle zur Außenwelt. Informationen werden von Sinneszellen aufgenommen, an das Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet. Hochinteressant finde ich das Verhältnis von Gehirnzellen, die für die Wahrnehmung zuständig sind und Gehirnzellen, die diese Wahrnehmungen verarbeiten. Die moderne Gehirnforschung geht von einem Verhältnis von 1 (Wahrnehmung) zu 10000 (Verarbeitung) aus. Das heißt, unsere Wirklichkeit, wie wir sie sehen und deuten ist ein Konstrukt unseres inneren Verabeitungsprozesses.
Beispielsweise nehmen zwei Personen denselben Raum unterschiedlich wahr, je nachdem, welche Erfahrungen, Bedürfnisse oder Stimmungen sie mitbringen. Das Gehirn filtert, ergänzt und interpretiert Sinneseindrücke – sodass aus der Vielfalt der Möglichkeiten eine persönliche, subjektive Welt entsteht. Als Filter wirken die aus unseren Erfahrungen entstandenen Beliefs und Werte. Sie bestimmen über die Deutung unserer Wirklichkeit und sie sortieren aus, was uns wichtig und unwichtig erscheint.
Deshalb lernst Du im NLP, genau hinzuhören und nachzufragen: Wie genau ist das denn bei Dir? Wie kommst Du zu dieser Überzeugung? Wer sagt das denn? Die Wahrnehmung zu schulen, ist für mich ein faszinierender Teil der Ausbildung im NLP: Mehr sehen können, mehr hören und Zwischentöne wahrnehmen, spürsam werden und auf das achten, was für mich und für jemand anderen Bedeutung hat, ist eine Frucht daraus. Wichtig zu wissen ist, was unsere Wahrnehmung beeinflusst:
- Erfahrungen: Frühere Erlebnisse prägen die Art, wie wir aktuelle Situationen bewerten und verstehen. Daraus entstehen unsere Beliefs, die helfen, unsere Wirklichkeit zu sortieren.
- Beliefs: Unsere Beliefs wirken wie eine Brille, durch die wir die Welt betrachten. Sie können dazu führen, dass wir Informationen auswählen oder weglassen.
- Emotionen: Gefühle beeinflussen, worauf wir achten und wie wir interpretieren. In einer ängstlichen Stimmung erscheinen harmlose Reize plötzlich gefährlich.
- Kulturelle Prägung: Die Kultur, in der wir aufwachsen, definiert ebenfalls, was als wichtig oder unwichtig gilt, was als leicht oder schwierig wahrgenommen wird.
- Soziale Einflüsse: Gruppenmeinungen, Normen und Werte einer Gruppe, beeinflussen unsere Sichtweise.
Der Perspektivwechsel und Wahrnehmungspositionen
Ein Perspektivwechsel bedeutet, aus unterschiedlichen Wahrnehmungspositionen auf eine Situation zu schauen. Dieser Blick aus unterschiedlichen Positionen ermöglicht das Sammeln von mehr Informationen zu einer Situation. Im NLP kennen wir drei Wahrnehmungspositionen. Hier sind sie erst einmal in einer Übersicht dargestellt:
Schauen wir auf die unterschiedlichen Perspektiven:
Im NLP beschreiben wir zwei Ich-Positionen:
Ich assoziiert: Ich assoziiert bin ich, wenn ich mit Haut und Haaren in einer Situation bin und sie mit allen Sinnen erlebe: Mit allem, was ich sehen kann (intern und extern), mit allem was ich hören kann, was in mir klingt und ich mir selbst erzähle, mit allem, was ich fühlen kann (intern und extern) und sogar mit dem Geruch und Geschmack, der für mich in diese Situation gehört. Wenn ich Situationen genießen mag, weil sie besonders schön sind, ist das wunderbar. Wenn ich meine Kompetenzen und Ressourcen darin spüre, unterstützt mich das, wenn ich in ein Zielbild gehe und sich der Sehnsuchtsraum öffnet, um das Ziel zu erreichen, bringt mich das auf den Weg. Wenn ich allerdings in einer schwierigen Situation hängen bleibe, möglicherweise sogar einfriere und mich das ganz viel Energie kostet, ist es gut, aus der Situation zu gehen und mir besser über die Schulter zu schauen. Diese Position nennen wir im NLP:
Ich dissoziiert: Ich gehe einen Schritt raus aus der Situation, atme durch, schaue mir selbst über die Schulter, schaue mir selbst zu und kann durch die emotionale Entfernung, die entstanden ist, anderes wahrnehmen, wofür ich in „Ich assoziiert“ blind bin. Wichtig ist tatsächlich, dass ich mich körperlich verändere, durchatme, hinschauen kann, um eine neue Perspektive zu bekommen.
Aus dem Indinanischen kommt die Idee, in den Mokassins des anderen zu gehen. Damit kommen wir zur nächsten Wahrnehmungsposition, die wir im NLP kennen und die sich, die Du-Position nennt. Ich schlüpfe quasi in meinen Gedanken in die Schuhe einer Person, die aus meinem System ist, die mich kennt und schaue aus deren Augen auf die Situation. Da tun sich noch mal ganz neue Ideen auf, die ich mich selbst nicht getraut hätte zu denken. Wohlmeinend, unterstützend, ressourcestärkend erlebe ich diese Position. Aus der Sicht einer guten Freundin, eines Kollegen auf die Situation blicken, bringt neue Informationen ins System. Ich erinnere mich gut an das Coaching mit einer Abiturientin, die von sich sagte, sie sei nur Mittelmaß und wisse nicht, was sie studieren solle. Dabei spricht sie drei Sprachen fließend, hat den Bayernwettbewerb von Jugend musiziert gewonnen und ist in naturwissenschaftlichem Arbeiten daheim. Im dritten Coaching habe ich sie gebeten, mal „in die Schuhe ihrer besten Freundin zu schlüpfen“. Sie wechselte den Platz und nahm die Perspektive ihrer Freundin ein und sagte lachend: „Das sagt sie immer, dass sie nur Mittelmaß ist. Aber sie ist einfach super in Sprachen, sie liebt das Reisen, sie versteht Zusammenhänge und ist fix darin, Sachen zu berechnen. Ich an ihrer Stelle würde internationale Volkswirtschaft studieren.“
Und dann gibt es Situationen, in denen einzelne oder auch Gruppen oder Teams so gefangen sind, dass es einen Blick von ganz außen braucht. Dazu dient die Meta-Position. Die Meta-Position hat nichts mit der Person oder der Gruppe zu tun und kann deshalb ganz unvoreingenommen von außen blicken: Es ist möglich, Dinge zu benennen, die ich aus anderen Perspektiven nicht nennen kann: Tabus und Normen können benannt werden, weil das in dieser „ahnungslosen“ Position erlaubt ist.
Die Arbeit mit Wahrnehmungspositionen ist sowohl im Coaching als auch für Alltagssituationen sinnvoll und unterstützt dabei, sich selbst gut zu unterstützen oder auch mehr Informationen zu sammeln. Perspektivwechsel ist eine Schlüsselkompetenz in einer zunehmend komplexen und diversen Welt. Einige Beispiele können das noch einmal verdeutlichen:
- Ich denke an eine Teilnehmerin in einem Einführungskurs, die für sich entdeckt hat, wie es ihren Alltag erleichtert, wenn sie nicht immer „Ich assoziiert“ in Situationen ist, sondern den kleinen Schritt raus schafft und sich selbst über die Schulter schauen kann. Situationen waren nicht mehr so belastend und der Schritt raus öffnete neue Lösungsräume.
- Ich erlebe, wie hilfreich es für Teams ist, mal aus den Augen ihrer Kunden und Mitbewerber auf ihre Entwicklungen zu schauen, um ihre Produkte kunden- und wettbewerbsfreundlicher zu gestalten und Prozesse sinnvoller zu gestalten.
- Wie gut ist der Blick aus „Expertensicht“ (die die Personen selbst einnehmen) auf ein Team oder eine Arbeitsgruppe, um Dynamik in der Gruppe oder im Team sichtbar zu machen und Ideen für eine Veränderung zu entwickeln.
Und wenn Du neugierig geworden bist, was NLP noch ermöglicht, dann kontaktiere uns, komme zu einem kostenfreien Infoabend oder vereinbare ein kostenfreies Infogespräch. Bei uns profitierst Du von 30 Jahren Erfahrung in der Weitbildung mit einem integrativen Ansatz, in dem Du nicht nur Methoden lernst, sondern Deine ganz persönliche Haltung im Umgang mit Dir und anderen entwickelst.
Wenn Du Fragen zu unseren Ausbildungen hast, dann melde Dich gerne bei mir:
Christine Seufert: christine.seufert@intaka.de oder 0171/3282212

