Die 5 Schritte der Begeisterung für Online-Coaching
Wie wir die Chancen der neuen Zeit mit Begeisterung beleben
Ausgangssituation
In letzter Zeit sind mir oft Sätze begegnet, wie:
„…leider können wir uns ja jetzt nur Online treffen…“, „…es ist schade, dass echte Treffen nicht möglich sind…“, „…wir müssen uns halt jetzt damit erstmal begnügen…“, „…lieber warte ich noch, weil nur Livetreffen wahrer Kontakt ist…“, „…ich bin ein kinästhetischer Typ, mir fehlt das Wesentliche von Begegnung…“, „…nur auditiv in Videocalls, ist nix für mich…“, „…Rapport ist über Videokonferenzen schwer herzustellen…“ u.v.a.m.
Ich stelle fest, dass sich all diese Äußerungen am Mangel aufhängen und einem alten Kontext und alten Bedingungen nachhängen. Zudem sind all die trancesprachigen Aussagen Autosuggestionen, die eher eine Opfermentalität betonen, die erstmal handlungsinaktiv machen oder mit „angezogener Handbremse“ operieren.
Als Techniklaie kann ich all das verstehen. Und dennoch:
Die veränderte Zeit ist mehr als nur eine Wartezeit und wer sich mit der Warteschleife der Opferhaltung und den dahinterstehenden einschränkenden Beliefs zufriedengibt, wird die vielen Vorteile einer Online-Beratung nicht kennenlernen oder eben nur gebremst. Und das wird ebenso einen Erfolgsmangel erzeugen, wie eine Haltung als Berater, die sagt „…na, probieren wir halt mal, aber wirken wird das eh nicht so richtig…“. Klar ist: so funktioniert Beratung nicht! Denn solche Self-fullfilling-prophecys wirken!
Neue Begeisterung für Online-Beratungen
Neben so manchen Nachteilen, hat Online-Beratung auch viele Vorteile und um diese kennenzulernen, ist es wichtig sich auf den Weg zu machen, um alte Gewohnheiten zu überwinden und den neuen Kontext nicht nur wahrzunehmen, sondern sich auch für das Neue begeistern zu lassen. Wer glaubt, dass diese Zeit nur eine vorübergehende sein wird, irrt möglicherweise. Günstiger erscheint es mir, Online-Coachings und -Beratungen als zweites gleichberechtigtes Standbein neben Präsenz-Coachings und –Beratungen zu sehen. Damit tut man allen Beteiligten Gutes und kann mit Formaten jonglieren und förderliche Settings erzeugen.
Dass nicht für alle die günstigen Voraussetzungen gegeben sind, die in den nachfolgenden Schritten beschrieben sind, ist klar. Die Schritte wollen lediglich den Blick in eine neue Richtung lenken. Was davon für den einzelnen möglich ist und sich realisieren lässt, bleibt Alltagsaufgabe.
Schritt 1: „Glaub nicht alles, was du denkst“ oder: „Sei Beliefs-Architekt“
Seit über 30 Jahren bin ich in ca. 5000 Stunden reiner Ausbildungszeit (ohne Fortbildungsmaßnahmen) in psychokommunikativen Verfahrensweisen wunderbar ausgebildet worden und zudem auch mit Basic-Beliefs konfrontiert worden, die ich natürlich auch als eigene Überzeugungen akzeptiert habe. Beispielsweise: „Guter Kontakt braucht ein gutes Wahrnehmen der gesamten Person… persönliche Begegnung von Auge zu Auge… direkte Blickkontakte… körperliche Nähe…“ u.v.a.m. Ich halte diese Beliefs nicht für falsch, merke aber, dass sie im derzeitigen Kontext auch im Wege stehen können.
Wahrnehmung geht auch ganz anders, energetisch, feldorientiert, quantenpsychologisch. Sogar ohne sich zu sehen, können wir uns spüren, wahrnehmen, auf anderen Ebenen einfühlen und weiterentwickeln. Kinästhetische Begegnung hat so viele Fasern, dass wir uns nicht auf die bisher üblichen beschränken sollten, sondern auf neue Entdeckungsreisen machen dürfen. Die bisherigen Beliefs können wir gerne daneben stellen und dienen uns weiterhin, wenn der Kontext diese braucht. Deine neue Beliefs-Architektur planst du individuell und könnte Sätze beinhalten, wie: „…Kontakt ist multidimensional und läuft über Kanäle, die wir mit Neugier entdecken dürfen…, auch über weite Distanz können wir uns wahrnehmen, ohne uns live zu sehen…, Rapport ist mehr, als pacing und leading auf der Verhaltensebene und in seiner Vielschichtigkeit richtig spannend…“ u.v.a.m.
Schritt 2: „Freue dich an der Begegnungsintensität von Home-Office zu Home-Office“
Natürlich sind wir es gewohnt, den eigenen Beratungsraum vorzubereiten und anzubieten, so wie wir das für richtig halten und diesbezüglich sind uns unterschiedliche Anker auch dienlich, um die Rollenklarheit etc. zu betonen. Zumindest die gleichzeitige Präsenz in einem – für alle sichtbaren und spürbaren – gemeinsamen Raum bietet eine gewisse Sicherheit und auch Kontrollmöglichkeit für das, was in diesem Raum sich abspielt. Von Home-Office zu Home-Office entzieht sich uns die Kontrolle über den anderen Raum einerseits, zum anderen lassen wir dadurch auch den Klienten frei und schenken uns gegenseitig einen Freiraum, der neue Trigger auslöst. Progressive Ideen können sich in diesem Freilassen entfalten und zugleich ist es auch ein Zeichen von Vertrauen sich gegenseitig ins eigene Home-Office einzulassen. Der Kontrollprozess in einem Raum hingegen, kann auch regressivere Anker der Vergangenheit auslösen. Das Freilassen macht hingegen selbstbestimmter. Der andere könnte mit einem Knopfdruck die Verbindung unterbrechen. Dies erscheint bedrohlich und bietet zudem eine selbstverantwortliche Bühnenszenerie. Das häusliche Umfeld bietet zudem die Möglichkeit (wenn diese eben gegeben sind) sich ganz eigene heimelige Ressourceplätze zu schaffen und die sofortige Integration des erarbeiteten Inhaltes in die eigene Umgebung. Ein Verankern finden auf dieser Ebene ganz automatisch statt.
Schritt 3: „Buddy-Work kann Experimentierräume eröffnen“
Im eigenen beruflichen oder häuslichen Umfeld zu sitzen, während eines Beratungsprozesses, braucht Störungsfreiheit – ganz klar. Darum muss sich jeder beteiligte selber kümmern und sehen, was zu realisieren ist. Allerdings bedeutet dies zudem auch die Möglichkeit andere Personen in bestimmten Phasen als Buddy hinzuzuziehen.
Es ergeben sich so manche neuen Möglichkeiten, um einen Buddy zu befragen, ihn zu Experimenten hinzuzuziehen, ihn zu Rate zu ziehen u.v.a.m. Unterschiedliche Methoden hierzu haben wir entwickelt und können in der Selbstentwicklung einen spannenden Experimentierraum eröffnen.
Zudem können plötzlich und unkompliziert Personen hinzugeholt werden, die z.B. bei Systemischen Aufstellungsarbeiten als Repräsentanten wirken können. Dies ermöglicht bei verdeckten Aufstellungen ein wunderbares neues Coachingsetting, das so unkompliziert nur Online ermöglicht werden kann.
Auch der Raum der Wertschätzung durch das unkomplizierte Hinzuholen Vieler ist unermesslich neu und hoch.
Schritt 4: „Verstehe, dass Technik Energie ist, die dich automatisch weiterentwickelt“
Natürlich ist es erstmal ungewohnt für den Techniklaien, der auch ich bin. Dennoch bietet Technik immer neue Möglichkeiten, die meinen eigenen Kreativitätsraum pushen können, mich zum Weiterentwickeln einladen, die Verbindung mit anderen Entwicklern ermöglicht und zugleich auch mitspielt. Immer wieder haben wir es nämlich erfahren, dass die Technik „richtig und angemessen“ reagiert, wie der Therapiehund, der an der richtigen Stelle unruhig wird, aufsteht, geht, tröstet. Nahezu unglaublich sind die Beispiele und eher esoterisch wirkend und gleichzeitig so faszinierend. Wenn z.B. der Repräsentant für das Element „Stille“ das Micro nicht mehr öffnen kann und sich nur noch schreibend im Chat beteiligen kann. Oder wenn der Repräsentant für das Element „alles läuft weiter wie vor Corona“ plötzlich sagt: „Entschuldigt bitte, macht bitte erstmal ohne mich weiter, denn meine Maus funktioniert gerade nicht, ich steige später wieder ein.“
Schritt 5: „Sei begeistert von der unerschöpflichen Flexibilität deines Inneren Coachs“
Nahezu unerschöpflich erstaunlich sind die Erfahrungen, die wir mit unserer Inneren Führung, unserer Inneren Weisen Gestalt oder wie wir sagen unserem Inneren Coach machen können.
Er hält alle Ressourcen für uns bereit und agiert neu und kreativ auf jede neue Erfahrung, auf jeden neuen Kontext. Er lässt sich nicht einengen durch die Generalisierung von alten Erfahrungen und sucht immer wieder positive hilfreiche Absichten hinter den unterschiedlichen neuen Begebenheiten. Er kooperiert mit dem Neuen, da seine Tricksterfunktion Irritationen und Polyvalenzen liebt und lineare Gleichtönigkeit ablehnt. Entdecke deine eigene kreative Schöpferkraft im Vertrauen zu deinem eigenen Inneren Coach, deiner eigenen Inneren Führung und lass dich auf neue Wege ein.
Mit all diesen Anmerkungen der 5 Schritte möchte ich den Fokusraum positiv einstellen und jeder Leser wird eigene Erfahrungen machen und noch vieles selber entdecken und könnte dies dem Beitrag hinzufügen. Wichtig ist mir den positiven Raum zu öffnen, damit wir die Situation annehmen lernen, wie sie ist, und zwischen Coach und Coachee nicht eine Mauer von hinderlichen Beliefs stellen, die der Beratungstätigkeit nicht zuträglich sind, sondern sogar hinderlich. Damit möchte ich auch die Diskussion und die Weiterentwicklung unserer fantastischen Möglichkeiten, die sich uns derzeit bieten, anregen.
Gerhard Gigler
Akademieleiter, INTAKA