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    Beziehungsdynamik ist der Fokus beim Sex

    Bild von „Pexels“ auf Pixabay

     

    Einfach nur den Kopf ausschalten

    Oh mein Gott, lern ich das nie, dass ich einfach meinen Kopf ausschalten müsst…“, sagte ein Klient neulich in der Beziehungs- und Sexualtherapie Sitzung und schaute mich dabei kopfschüttelnd an. Sie waren zu zweit da, er und seine Partnerin. Ich bat ihn es nochmals zu sagen und den Stuhl Richtung Partnerin zu drehen. Er tat das. Sie auch. Ich bat beide sich anzusehen und einfach sich gegenseitig in die Augen zu schauen und tief miteinander zu auszuatmen. „Und nun sag es doch bitte nochmals, so wie gerade eben“, bat ich ihn.

    Oh mein Gott, lern ich das nie, dass ich einfach meinen Kopf ausschalten müsste, denn ich liebe dich doch und spür, dass du mich auch liebst und ich brauch mich gar nicht so anstrengen und immer der Held sein…“, sagte er dann mit sehr viel weniger Ärger über sich selbst in der Stimme. In der Stimme lag eher etwas Sehnsüchtiges und seine Augen waren feucht und er rutschte auf dem Stuhl etwas nach vorne – ihr entgegen.

    Ihr lief nun eine Träne über die Wangen und sie hielt ihm beide Hände offen entgegen und sie sagte: „Schatz, ich kenn das doch auch. Auch, wenn ich nicht >>Held<< sein muss, aber ich habe immer das Gefühl ich genüge nicht wirklich…“.

     

    Zwischen Verschmelzungssehnsucht und Performanceanstrengung

    Es ist tatsächlich dieses Ding mit der Sehnsucht. So gerne möchte ich dem anderen nahe sein und glücklich sein bis ans Lebensende. Alle Märchen von der Prinzessin und dem Prinzen haben uns das damals versprochen. Prinz mit Prinzen, Prinzessin mit Prinzessin mit eingenommen und ebenso alle polyamoren Prinzessinnen, Prinzen, Prinzen, Prinzessinnen… Egal, wer, wie, mit wem und wie viele oder doch das gut bekannte Beziehungsmuster zu zweit. Wir sehnen uns nach einem glücklichen und zufriedenen Leben. Wir nehmen dafür in Kauf, dass wir uns dem anderen anpassen, schön für ihn oder für sie – möglicherweise. Wir fangen an, an uns zu „basteln“, um schön zu erscheinen oder auch um heldenhaft zu wirken – für die Partnerin oder unseren Partner. Und das ist doch auch absolut ok, jedoch manchmal tun wir das so sehr, dass wir uns selbst dabei verlieren, wie wir so schön sagen. Genauer gesagt, müssten wir anders sprechen: Wir lassen bestimmte Anteile von uns auf der Strecke und denken uns nichts dabei. Und genau diese Anteile sind es, die uns dann abgehen. Statt diese wieder zurückzuholen, statt diese wieder zu suchen und einzusammeln, also statt uns selbst zu begegnen, gibt es da noch viele andere Möglichkeiten, um dieser Thematik zu entgehen. Ein Weg: Wir folgen den Rollenmustern, die uns die Gesellschaft, die Werbung, die Ahnen oder wer auch immer vorgibt. Wir versuchen eine gute Performance auf´s „Beziehungsparkett“ zu legen – mit den Rollenmustern im Gepäck. Und das geht dann schon echt gut, eine kurze oder längere Zeit lang. Und dann? Dann merken wir, dass auch das anstrengend wird.

     

    Trauma verstärkt

    Traumatische Erlebnisse aus der Vergangenheit verstärken diese Muster. Auch, wenn es „nur“ >>small-t-traumata<< sind (wie Francine Shapiro im EMDR sagt), die wir im Rucksack haben.

    Diese wirken aber besonders heftig, …
    … je früher in der Entwicklungsgeschichte einem Menschen ein vitales Diskrepanzerlebnis begegnet.
    … je mehr die Bindungsthematik eine Rolle spielt.
    … je weniger Mentalisierungsprozesse stattfinden können.

     

    Vitales Diskrepanzerleben

    Davon sprechen wir, wenn die Möglichkeit etwas zu verdauen, der Ereignisheftigkeit unterliegt. Das bedeutet, dass eine Person nicht oder nur wenig in der Lage ist, dass was an ungewöhnlichem Ereignis auftritt, zu verarbeiten. Es entsteht eine Diskrepanz zwischen der Heftigkeit des Erlebten und der Verarbeitungsfähigkeit des Organismus und vor allem des Gehirns. Je früher, desto weniger ausgebildet und desto undifferenzierter unser Gehirn. Und das hat oft hippocampale Amnesie zur Folge. Das bedeutet, dass die Person den Kontext nicht zu den jeweiligen Sinneseindrücken speichern kann und negative Trigger entstehen können. Das hat dann auch zur Folge, dass die Person dissoziieren muss, um irgendwie damit klarzukommen. Dissoziation ist ein hilfreicher Mechanismus, um das Überleben zu sichern und das wirkt sich später dann – in bestimmten Situationen – oft negativ aus. Z.B., wenn wir nicht mehr klar und echt in der Beziehung sein können und das hat Auswirkungen auf die Art Sex zu leben und zu erleben.

     

    Bindungsthematik

    Traumata gibt es viele unterschiedliche. Man-Made-Desaster wirken sich heftiger aus. Also von Menschen zugefügte Ereignisse, wie Verwahrlosung, Gewalt, sexuelle Übergriffe etc.! Das wirkt meist Bedrohlicher als Naturkatastrophen, die meist auch kollektiv erlebt werden: „es trifft andere auch“, und das bedeutet dann: man kann sich austauschen und fühlt sich verstanden und das ist absolut hilfreich für die Verarbeitung eines negativen Erlebnisses.

    Wenn einem Kind jedoch durch eine nahestehende Person, zu der eigentlich eine „liebende“ Bindung besteht, etwas angetan wird, ist dies verständlicherweise besonders grausam. Ambivalente Verwirrungen entstehen – weil derjenige, den man liebt, der Täter ist – ebenso, wie täterloyale Anteile oder täterimitierende Ego-States.

    Wir sind Bindungswesen und erleben deshalb auf dieser Ebene die größte Freude und den heftigsten Schmerz. Dass dies auf den sexuellen Akt Einfluss nimmt, ist klar.

     

    Mentalisierungsprozesse

    Enorm wichtig, um mit etwas klarzukommen, sind Mentalisierungsprozesse. Das meint, wir können mentalisieren, also mental verdauen und mit etwas zurechtkommen. Das ist vor allem der Fall, wenn wir uns mit anderen verbunden wissen, andere mit uns über das Ereignis sprechen, uns in den Arm nehmen. Wenn wir das können, explorieren wir und können das, was da geschehen ist, einordnen. Wir kriegen es leichter in den Griff, das Diskrepanzerleben gräbt sich nicht so tief in unser autonomes Nervensystem.
    Mit dem Partner oder der Partnerin sprechen wir oft nicht darüber. Je länger wir zusammen sind, desto eingefahrener einerseits die Spurrillen der Beziehungsmuster und andererseits sind wir möglicherweise mehr und mehr auf den anderen angewiesen – vielleicht mental und geistig, vielleicht finanziell, vielleicht psychisch, vielleicht körperlich, vielleicht spirituell…

     

    Die Verbindung erkennen:
    Beziehungsdynamik, Sexualität, Traumasensibilität

    Genau das macht unsere Lebenslust und unsere Freude und unser Glücklichsein aus. Wenn wir diese 3 Themen gut in einen Dreiklang bringen, dann klappt´s auch mit der Partnerin, dem Partner – egal, ob Homo, Hetero, Bi, polyamor oder wie auch immer.

    Leider gibt es kaum Ansätze, die genau diese Kernthemen miteinander verknüpfen, obwohl die eigene Beziehungszufriedenheit mit diesen Themen zusammenhängt. Das klar strukturierte Modell – die Ellipse der Beziehungsdynamik – öffnet die Augen für die Wechselspiele in Beziehungen und macht vieles plötzlich verständlich. Genau diese Verbindung wird da strukturiert und ressourcenorientiert für Coaching und Therapie aufbereitet.

    Es ist ein Modell, das sich spezifisch mit dieser Dynamik beschäftigt und Impulse bei der Antwortsuche auf eigene Fragen bietet. Die Ellipse des sexuellen Begehrens und der selbst-bestätigten Intimität, es ist ein Modell der Systemischen Beziehungsdynamik, dass traumasensibel die Systemische Rolle von Sexualität inkludiert. In diesem Modell werden unsere Prozesse aufgezeigt und nachvollziehbar, die wir mit unserer Beziehungsdynamik und unserer Sexualität gehen.

    Auch der Systemische Background leuchtet dabei durch – je nachdem woher wir kommen, aus welchem System und welche Systemischen Spielmuster wir kennen, gehen wir in entsprechende Wechselwirkungen.

    Unsere Emotionen und vor allem unsere Ängste spielen dabei eine Hauptrolle. Sie wollen in irgendeiner Form reguliert werden. Geschieht das auf positive Art und Weise, finden wir zu einer Selbstbestätigenden Intimität, die uns unabhängig sein und trotzdem bindungsorientiert leben lässt. Bindungsbezogen autonom eben. Sich nicht verlieren und dennoch beim anderen sein. In Beziehung zum anderen sein und auch mit den eigenen Bedürfnissen im guten Kontakt.

     

    Modell der systemischen Beziehungsdynamik

    Ellipse des sexuellen Begehrens und der selbst-bestätigten Intimität
    Ein Modell der Systemischen Beziehungsdynamik von Gerhard Gigler

     

     

    Im Blogbeitrag vom Januar 2022 findest du es beschrieben, wenn du mehr in das Modell eintauchen magst:
    Traumasensible Beziehungs- und Sexualtherapie
    Traumasensible Beziehungsdynamik
    Beziehungsretreat

    Und wenn du noch tiefer einsteigen magst, empfehle ich dir die im April startende Ausbildung zum Beziehungs- und Sexualtherapeuten oder auch unsere Online-Seminare in traumasensibler Begleitung oder unser Beziehungs-Retreat auf Kuba.

     

    Ausbildungsstart zum Traumasensiblen Beziehungs- und Sexualtherapeuten
    11. – 14. April 2024

    Online-Reihe in Traumasensibler Beratung
    09. April bis 23. Juli 2024

    Beziehungs-Retreat auf Kuba im INTAKA-Caribbean-Center am Playa Manglito
    13. – 18. Mai 2024

     

    Nimm gerne mit mir persönlich Kontakt auf:
    Gerhard Gigler
    Akademieleiter, INTAKA
    Telefon: 0170-4637006
    Mail: gerhard.gigler@intaka.de

    Systemischer Beziehungsdynamiker und Sexualtherapeut, Hypnosetherapeut, Traumatherapeut, Heilpraktiker für Psychotherapie, Coach und Supervisor, Lehrtrainer für NLP, Gestalt, Hypnose, NSC, EMDR, Systemik und Systemischen Organisationsaufstellungen. Zudem mehrjährige Ausbildungen in: Psychodrama, Transaktionsanalyse, klientenzentrierter Gesprächstherapie.

    MEIN ZIEL IST UND BLEIBT DIE INTEGRATIVE HALTUNG, UM FÜR JEDE/N TEILNEHMER/IN DEN EIGENEN STIL ZU FINDEN, DENN:
    DU BIST DER EINZIGE EXPERTE FÜR DEINE ART
    BEZIEHUNGSDYNAMIK ZU LEBEN.

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